Diese Wegbeschreibung ist denen gewidmet, die einen ganzen Tag in Asolo verbringen und dabei die zahlreichen Horizonte entdecken möchten. Sie werden auch sehen, wie die antiken Monumente sich perfekt an die Harmonie der Hügellandschaft anpassen. Malerische Spaziergänge bringen den Besucher vom Ortszentrum zu emotionsgeladenen Stätten, wie der sogenannten ‚Rocca‘ oder dem Friedhof der Einsiedelei von Sant’Anna. Dabei wechseln sich alte Erinnerungen des Menschen und poetische Landschaften ab, die in jeder Jahreszeit ihren Zauber haben.
Lange Route
Fontana Maggiore Hauptbrunnen (8), Cattedrale Kathedrale(5), Cappella del Cristo Christuskapelle, Museo Civico Stadtmuseum (7), Palazzo della Ragione Palast der Vernunft (6), Castello Schloss (16), Teatro Duse Duse Theater (17), Villa Contarini detta Degli Armeni Villa Contarini, von den Armeniern genannt (23), Palazzo Beltramini Beltramini Palast (18), Porta di Santo Spirito Heiliggeisttor, Casa Duse Haus der Duse (19), Case Anseatiche Hanseatische Häuser (20), Chiesetta di Santa Caterina d’Alessandria Kleine Kirche der Heiligen Katherina von Alexandrien (21), Palazzo Pasquali Pasquali Palast, Villa De Mattia, Casa Longobarda Langobardisches Haus (22), Oasi di Sant’Anna Oase der Heiligen Anna (24), Casa Gotica Gotisches Haus (15), Piazza Brugnoli Brugnoli Platz(12), Villa Scotti Pasini (14), Bot (13), Porta del Colmarion Colmarion Tor, Convento di SS. Pietro e Paolo Kloster der Heiligen Petrus und Paulus(11), mura Stadtmauer (9), Rocca Festung (10), Chiesa di San Gottardo Sankt Gotthards Kirche (1), Casa Malipiero Haus des Malipiero (2), Villa Freya (4), Portello di Castelfranco Castelfranco Tor, Casa La Mura Haus ,Die Mauer’, Fontanella Zen Zen Brunnen (3)
Die ersten Schritte unseres Spaziergangs in dem Städtchen Asolo, müssen als Ausgangspunkt das symbolische
Denkmal am Platz haben: beginnen wir also am Nabel der Altstadt, dem Brunnen Fontana Maggiore (8). Bis vor wenigen Jahren wurde der Brunnen noch von dem tausendjährigen römischen Aquädukt gespeist; er ist seit jeher ein Treffpunkt im Leben der Asolaner und eine Erinnerung an die Geschichte der Stadt: der Mittelteil des Brunnens beginnt mit einer Säule die – wer weiß von welchem erhabenen Palast des antiken römischen Munizipium namens Acelum sie stammt – und dem Markuslöwen, der dort als Zeichen des Friedens sitzt und das Wappen von Asolo beschützt; dieser Löwe ist eine Rekonstruktion von Antonio dal Zotto, aus dem Jahre 1800, der dort wieder eingefügt wurde, da das Original 1797, bei der Ankunft der französischen Truppen unter Napoleon, zerstört worden war. Dieses Jahr 1797 war das Ende der ‚Podesteria‘ (Stadtherren) von Asolo; die Nabelschnur, die das Städtchen seit mehr als vierhundert Jahren – nämlich seit 1388 – mit der ‚Serenissima‘ Republik von Venedig verband, wurde durchschnitten. Diese Loslösung von Venedig war für viele Asolaner unerträglich, die eben dort, in dem alten Café, das noch heute besteht, sich neben dem Brunnen befindet und jetzt Caffè Centrale heißt, einen detaillierten Plan ausarbeiteten, um ein Attentat auf das Leben von Napoleon zu verüben. Die subversive Tat wurde jedoch nie ausgeführt, weil Spitzel die Attentäter anzeigten und diese bald darauf festgenommen, verurteilt und hingerichtet wurden. Kommen wir auf unseren Brunnen zurück, folgen wir der Blickrichtung des Markuslöwen und schlendern wir durch die Straßen der Altstadt von Asolo. Wir biegen in die Via Robert Browning ein, einem englischen Dichter Ende des 19. Jahrhunderts, der mit dem Begriff „Asolando“ seine Gewohnheit zum Ausdruck bringen wollte, wie die Einheimischen, mit heiterem Gemüt durch Asolo zu schlendern, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, einfach nur so um die Schönheit des Städtchens zu genießen. Widerstehen wir der Versuchung, dieser Straße bis zu ihrem Ende, unter dem Schutz der Arkaden weiter zu folgen; wir überqueren sie und gehen an der Kathedrale (5) entlang. Wenn wir uns von dort einmal kurz umdrehen, können wir die herrlichen Fassaden der Palazzi Cesana, Polo und Martinelli bewundern, von deren Fresken nur noch ein blasser Eindruck übriggeblieben ist. Ein Schild auf einem Wandpfeiler erinnert an das schreckliche Erdbeben am Tag der Hl. Konstanze, am 25. Februar 1695, das das Gebiet in und um Asolo verwüstete. Wenn wird weitergehen, sehen wir gleich auf der linken Seite den Eingang zu einer winzigen Kapelle, der Christuskapelle , ein vertrauter Ort der Andacht für die Asolaner, wo ein Holzkreuz aus dem 18. Jahrhundert, das sofort eine starke Wirkung ausübt, aufbewahrt wird; es ist ein Werk von Giuseppe Bernardi, genannt ,Torretto‘ (Türmchen), dem ersten Lehrer von Antonio Canova. Genau gegenüber betreten wir die Kathedrale, durch einen antiken Prothyron aus dem 15. Jahrhundert, der in einem Medaillon das Wappen Agnus Dei, Lamm Gottes, trägt, möglicherweise zur Erinnerung an den Bischof Agnello (wörtlich: Lamm), der im späten VI. Jahrhundert den Bischofsstuhl der Diözese von Asolo innehatte. Im Jahre 969 wurde die Diözese aufgelöst, obwohl Asolo noch heute einen ehrenamtlichen Bischof hat. Die Kathedrale, die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet ist, bewahrt in ihrem Inneren Werke von großer kunstgeschichtlicher Bedeutung auf, wie z.B. die Altarbilder von Lorenzo Lotto und Jacopo da Ponte im linken Seitenschiff, oder den Taufbrunnen aus dem 16. Jahrhundert in der Kapelle des Allerheiligsten im rechten Seitenschiff, ein Geschenk an die Stadt von Caterina Cornaro. Wenn wir die Kathedrale aus dem Haupteingang verlassen, erhebt sich vor uns ein Gebäude, das früher einmal der Bischofspalast war und heute die Abteilungen des Stadtmuseums (7) beherbergt, wo man in jedem Saal die jahrhundertlange Geschichte von Asolo wiedererleben kann, angefangen von den archäologischen Sammlungen und beachtenswerten Gemälden, bis hin zur Erinnerung an jene Frauen, die den Namen Asolos international bekannt gemacht haben: Caterina Cornaro, Königin von Zypern, Armenien und Jerusalem, die Göttliche Eleonora Duse und die exzentrische englische Reisende Freya Stark. Um das Museum zu erreichen, braucht man nur die kurze Treppe, die zum Garibaldi Platz führt, hinaufgehen. An der Ecke finden wir das ‚IAT‘ (Informations- und Tourismusbüro), wo wir uns Informationsmaterial über die Sehenswürdigkeiten Asolos und Umgebung besorgen können. Wenn wir das Büro verlassen, erhebt sich auf der linken Seite der ‚Palast der Vernunft‘Palazzo della Ragione (6) , wo sich seit den Zeiten der venezianischen Stadtherren, ‚Podesteria‘, die Stadtverwaltung befindet; man erkennt den Palast schon von Weiten, wegen seiner großen Fresken über die ‚Niederlage von Crassus gegen die Parther‘. Das Gebäude ist unterteilt in den oberen Saal der Vernunft, in dem sich eine wertvolle Marmorskulptur von Canova, nämlich Paris, ein Kenotaph aus der Schule von Canova, befindet; außerdem sehen wir in den Fresken auf dem Gesims alle Wappen der venezianischen Podestà (Stadtvögte von Venedig), die um das Wappen der Königin Caterina Cornaro angeordnet sind. Im Erdgeschoss finden wir die ‚Loggia del Capitano‘ (Loggia des Kapitäns), die eigentlich alles in allem ein überdachter Teil des Platzes ist, gedacht als Schutz vor Sonne und schlechtem Wetter für die Bürger von Asolo; dort kann man Gedenktafeln und Fresken betrachten, Erinnerungen an antike Gebäude und Örtlichkeiten Asolos, die im Laufe der Jahrhunderte veräußert oder abgerissen wurden; zwischen diesen Gedenktafeln befinden sich auch zwei Grabsteine mit hebräischer Inschrift, Überbleibsel des alten Friedhofs der jüdischen Gemeinde. Wenn wir die Via Cornaro hinaufgehen, nähern wir uns dem Felssporn, der das Schloss trägt, aber genießen wir zuerst die paar Schritte, erheben wir den Blick und bewundern wir die Reste von Fresken an den Fassaden, die die Zeit überdauert haben und fast am Ende der Straße erkennen wir die mit Strahlen umgebene Hostie, das Symbol des Seligen Bernhardin von Feltre, dem Gründer des Monte di Pietà (Pfandhaus) in Asolo. Am Ende des kurzen Anstiegs nehmen wir den Kopfsteinpflasterweg, der links nach oben geht und betreten das Gelände des Schlosses von Caterina Cornaro (16) durch ein riesiges Tor. Im Inneren des Gebäudes, das offensichtlich im vergangenen Jahrhundert restauriert wurde, dort wo früher der Thronsaal war und Empfänge abgehalten wurden, befindet sich heute das Duse Theater (17) . Wenn man im Freien herumgeht, kann man unter dem Bogen an der mittelalterlichen Mauer, die das Schloss schützen sollte, von einer kleinen Terrasse aus, die Dächer von Asolo bewundern, die so sehr an die von Venedig erinnern; wenn man die steile Treppe des Turms ‚Torre Reata‘, der für die Wächter der Königin ein Beobachtungspunkt und ein Gefängnis für ihre Feinde war hinaufgeht, hat man auf ein bezauberndes Panorama der Stadt der hundert Horizonte vor Augen, genauso wie bei einem kurzen Panoramaspaziergang Richtung Süden, oder vom Belvedere des Observatoriums aus Richtung Norden, wo man einen wunderbaren Blick auf die Paläste hat, die sich die Via Santa Caterina entlangschlängeln und man hat eine großartige Sicht auf das Massiv des Monte Grappa in der Ferne. Links auf dem Hügel ragt die Silhouette der mit Fresken geschmückten Villa Contarini detta degli Armeni (23) empor und deren besondere Kuppel auf dem Oratorium. Setzen wir nun unseren Besichtigungsrundgang bis zum Ende des gepflasterten Schlosswegs und bis hin zum Platz ‚Piazza D’Annunzio‘ fort, wo einst der Saatgutmarkt abgehalten wurde. Der Palast mit den wuchtigen, weißen Säulen ist der Palazzo Beltramini (18) , Sitz des Rathauses, der im 18. Jahrhundert von Giacomo Massari überarbeitet wurde und der der Fassade einen eigenartigen, asymmetrischen Schnitt gab, um den Platz größer erscheinen zu lassen, als er in Wirklichkeit ist. Auf einem Bogen des gegenüberliegenden Palastes, befindet sich noch heute das Schild ,Monte di Pietà (Pfandhaus), das Ende des 15. Jahrhunderts, als Konkurrenz zu dem Geldverleihertum der jüdischen Familien gegründet wurde, die in der Via Belvedere und der Contrada Canova wohnten, also genau nördlich und westlich des Ortes, an dem wir hier stehen. Auf der Nordseite des Platzes steht ein Palazzo, auf dessen Fassade sich am Kreuzungspunkt der vier Balkone, ein verblasstes Bildnis des ‚Duce‘ (Benito Mussolini), Portrait mit Helm, befindet, das die weniger glorreichen Momente Asolos und Italiens in Erinnerung ruft. Wir gehen die stille Via Canova hinunter und treffen auf das Heiliggeisttor oder Tor der Heiligen Katherina , Zugang zur Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Das Haus der Duse (19) , zweifarbig in rot-weiß, das sich an den Bogen anlehnt, auf dem sich die Gedenktafel mit einer Inschrift von Gabriele D’Annunzio befindet, erinnert an den Aufenthalt der Göttlichen in Asolo. Das Zimmer, in dem Eleonora Duse wohnte, ist das, dessen Fenster sich genau über dem Bogen öffnen. Dieses „Örtchen der Spitzen und Gedichte“, wie es die Göttliche bezeichnete, zeigt eine seiner fesselnden und mystischen Seiten jenseits des Tores der Heiligen Katherina, durch das Bildnis der Heiligen, das einst das Kapitell zierte, oder auch Heiliggeisttor, wegen der Taube, die als Basrelief das Fenster der Schauspielerin dominiert. Entlang der Straße, die uns hinunter und nach außerhalb der Stadtmauern führt, werfen wir zunächst eine neugierigen Blick auf den Garten der Villa Cipriani aus dem 16. Jahrhundert, einer alten Residenz, die eine Zeit lang im Besitz von Lord Guinness war und in der auch Englands Königinmutter und der griechischen Magnat Onassis, sowie Stars aus Theater und Musik wie Maria Callas, Mastroianni und Cathérine Déneuve zu Gast waren. Anschließend erregt der vertikale ‚Sogno di Rembrandt‘ (Rembrandts Traum) unsere Aufmerksamkeit. Diese Hanseatischen Häuser (20) stammen von dem Künstler Marco Pictor, der mit diesen Häusern und dem Haus ‚Casa dei tre Oci‘ (Haus der drei Augen) auf der ‚Giudecca‘ (Insel für Juden) von Venedig seine rätselhaft-malerische Architektur ausprobieren wollte; die Häuser in Asolo sind jedoch zu Ehren Hollands errichtet worden. Nach der Exzentrizität der nordischen Häuser, die die Verse unseres Freundes D’Annunzio unsterblich gemacht haben, sticht uns etwas weiter seitlich die reizende Schlichtheit eines, im asolanischen Stil erbauten, mit dem traditionellen Balkon und dem zweibogigen Fenster der Lagunenstadt verzierten Hauses, in die Augen. Wenn wir um die Ecke biegen, empfängt uns der Ortsteil ,Santa Caterina‘ (Heilige Katherina), der im 16. Jahrhundert der Dreh- und Angelpunkt ketzerischer Ideen aus Nordeuropa war; dort steht auch das Kirchlein der Heiligen Katherina von Alexandrien (21) , aus dem 14. Jahrhundert, die von der ,Confraternità dei Battuti o Flagellanti‘ (Bruderschaft der Geschlagenen oder Gegeißelten) errichtet wurde; im Inneren ist die Kirche mit Fresken geschmückt, die auf der rechten Wand dem Leben der Heiligen und auf der linken Wand der Christuspassion gewidmet sind. Wenn wir das Kirchlein, beschützt von dem Umhang der Barmherzigen Madonna an der Außenfassade des alten Krankenhauses verlassen, gehen wir weiter die Straße entlang, vorbei am weißen, von Massari restaurierten Palazzo Pasquali , wo eine Gedenktafel an die Ankunft und den kurzen Aufenthalt, vielleicht nur eine Nacht lang, Napoleons erinnert. Mit einem Mal erweitert sich unser Blick auf angenehme Weise und gleitet zwischen den Statuen und gepflegten Pflanzen des riesigen, im italienischen Stil angelegten Gartens der Villa De Mattia aus dem 16. Jahrhundert, die elegant die rechte Straßenseite beherrscht, hindurch. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Villa Contarini detta degli Armeni (23) , die auf dem Messano-Hügel, von großen Zypressen umarmt steht und uns einlädt, näher hinzugehen. Bevor man die Via S. Anna hinaufgeht, kann man nicht umhin, von der unerwartet schönen Fassade aus Tuffstein des Langobardischen Hauses (22) beeindruckt zu sein. Die Fassade wurde von dem Künstler Francesco Grazioli „behauen“, einem Bildhauer der von Vielen für den persönlichen Architekten und Bildhauer der Königin Caterina Cornaro gehalten wurde und der die Fassade mit besonderen Szenen und symbolischen Elementen dekorieren wollte. Wir biegen in die Straße ein, die an der Gabelung nach oben geht und gehen in Richtung der Oase der Heiligen Anna (24) , die immer noch ein Zufluchtsort für manchen Kapuzinerpater ist, weiter. Der Friedhof beherbergt die einfach gehaltenen Gräber von Eleonora Duse und Freya Stark, die dort gemeinsam mit ihrem Freund, dem englischen Fotographen Herbert Young begraben sind und von wo aus man im Norden den Monte Grappa, jenen Berg, der dem Vaterland heilig ist und auf dem sich im Ersten Weltkrieg blutige Schlachten geliefert wurden, bewundern kann. Gehen wir auf der Straße wieder zurück, in Richtung Altstadt und dann die Via Canova hinauf, durch die Arkaden, auf deren Balken die Schwalben jeden Sommer nisten, um ihre Jungen auszubrüten und um dann im Herbst, gemeinsam mit den Jungen, wieder wegzufliegen; entlang der Straße sehen wir auch eine der wertvollsten handwerklichen Schulen der Stadt Asolo: die alte Stickerei-Schule, die mit ihren erlesenen Erzeugnissen die Wohnhäuser vieler in- und ausländischen Adelsfamilien geschmückt hat. Lassen wir nun den Platz ‚Piazza D’Annunzio‘ rechts von uns liegen und gehen wir auf der Via Dante geradeaus weiter, wo wir gleich links das antike Portal aus dem 16. Jahrhundert, des Wohnsitzes der Familie Colbertaldo erblicken. Am Ende der Straße richten wir unseren Blick nach oben und sehen das alte Gotische Haus (15) , das ein fantastisches dreibogiges Fenster aus der venezianischen Gotik ziert, auf dem Kapitellverzierungen mit alchemistischen Symbolen zu sehen sind, die einen Teil der mystischen Atmosphäre der Stadt darstellen. Bleiben wir im Schatten der Rosskastanien auf dem Platz ‚Piazza Brugnoli‘ (12) stehen, um die wunderbare Villa Scotti Pasini (14) zu bewundern und stellen wir uns den Prunk der römischen Thermen vor, deren Überreste unter der Porphyrdecke des Platzes ruhen, und deren Wasserbecken von den natürlichen Quellen auf den Hügeln, die mit der ‚Bot‘ (13) verbunden waren, gespeist wurden. Nehmen wir die kleine, gut sichtbare, vor uns liegende Treppe und setzen wir unseren Spaziergang nach oben entlang der Via Collegio fort, die uns zu dem historischen ‚Albergo del Sole‘ (Hotel zur Sonne) bringt, einem Ort der gepflegten Gastlichkeit und Zufluchtsort illustrer Gäste, die Asolo im 20. Jahrhundert belebt haben; man kann dort auch heute noch im Blauen Zimmer, mit Blick auf das Herz der Stadt, absteigen, das eine lange Zeit von der Göttlichen Eleonora Duse bewohnt wurde. Gehen wir weiter hinauf in der Via Collegio, die links am Hotel vorbeigeht: am Ende der Steigung befinden wir uns beim Colmarion Tor , das mehr als alle anderen seinen mittelalterlichen Charakter behalten hat; auf dem Monument kann man noch heute die Schienen sehen, auf denen die Rollladen auf und ab bewegt wurden und man sieht auch noch Spuren des nachfolgenden Angelverschlusses. Wenn wir rechts an dem Tor vorbeigehen, stehen wir vor einem Komplex aus dem 17. Jahrhundert, dem Kloster der Heiligen Petrus und Paulus (11) , das bis Anfang des 19. Jahrhunderts von den Benediktinerinnen bewohnt war; anschließend war das Kloster der Sitz der städtischen Schule, die von der Bevölkerung nach dem Heiligen Ludwig benannt wurde. Wenn wir das Colmarion Tor hinter uns gelassen haben und weitere 280 Stufen neben der Stadtmauer (9) hinaufgehen, erscheint auf der Linken vor uns, bevor wir in die Olivenzweige eintauchen, der ‚Monte dei Frati‘ (Berg der Klosterbrüder), wo sich einst das Kloster des Heiligen Hieronymus erhob, von dem heute noch die weißen Kapitelle der Via Crucis Zeugnis geben. Olivenhaine und Weinberge bedecken die sanften Hügel von Asolo, die von der Rocca (Festung) von Asolo bis zur Rocca (Festung) von Cornuda reichen und wo der berühmte Prosecco Superiore aus Asolo produziert wird, ebenso wie das extra-native venezianische Olivenöl DOP. All diese Produkte sind es wert, dass man sie Vorort probiert, vor allem in den einladenden Gaststätten und Restaurants in der Altstadt, oder direkt in den Weinkellern der Umgebung. Genießen wir den schönen Rundblick von den Mauern der Festung Rocca (10) aus und, wer noch ein paar Tage in dem Städtchen bleibt, soll nicht vergessen, sich auf eine der vielen Strecken inmitten der Natur zu wagen, die ab hier die Wälder Asolos durchqueren. Jetzt gehen wir auf unserer Route weiter Richtung Zentrum und zwar nicht mehr entlang der Freitreppe, sondern wir nehmen diesmal einen etwas längeren Weg, die Via Rocca, ein Sträßchen, das bis zur Sankt Martins Straße hinunterführt, in die wir dann rechts einbiegen. Wir gehen an der Villa De Lord, auch ‚il Galero‘ (Prälaten- oder Kardinalshut) genannt vorbei; die Villa wurde im 17. Jahrhundert von der Adelsfamilie Rubini erbaut und wer an ihr vorbeigeht, kann einen Blick auf ihr kleines Oratorium werfen. Am ‚Foresto Nuovo‘ angekommen, sehen wir auf der linken Seite die Stufen, die zum Glockenturm der Franziskanerkirche Chiesa di San Gottardo (1) (Sankt Gotthards Kirche) hinabführen, wo jedes Jahr am 5. Mai, dem Jahrestag des wundertätigen Heiligen, das Öl gesegnet wird, das die Familien gegen Gelenkschmerzen verwenden. Wenn wir den Kirchplatz verlassen, lädt uns eine andere Treppe zum Hinuntergehen ein, die uns diesmal zur ältesten Straße Asolos führt, der Straße ‚Foresto Vecchio‘: sie bedeckt die tausendjährigen Schichten der Geschichte des Städtchens und sie war ein Zugang zu den venezianischen Holzhäusern aus der Steinzeit, den römischen Denkmälern, den mittelalterlichen Plätzen und der Pracht Venedigs. Ein respektloser Satz an der Fassade eines der Häuser entlang der Straße bringt uns zum Lachen und ruft uns in Erinnerung, dass die Seele des Ortes, versteckt in der Atmosphäre der alten Straßen, noch heute in den Personen, die hier wohnen, weiterlebt. Stellen wir uns also vor, wie es wäre, in der Villa Zen zu leben, die im 16. Jahrhundert erbaut und zwei Jahrhunderte später von Massari restauriert und häufig von den Farben und Schreien der bezaubernder Pfaue belebt wurde. Gehen wir nochmal zurück und folgen wir den Noten des Musikers und Komponisten Gian Francesco Malipiero, der lange Zeit in dem Städtchen Asolo wohnte, das für ihn eine abgelegene und stille Ecke für seine künstlerische Inspiration war. Ein philosophischer Spruch auf Latein und ein sympathisches Käuzchen, eingemauert in die Fassade, empfangen uns beim Haus des Malipiero (2) , in dessen Park sich außer dem Grab des originellen Künstlers, auch die Gräber seiner geliebten Katzen befinden. Gehen wir auf der Straße weiter und werfen wir einen Blick auf die Fresken unter den Arkaden, am Haus des Mesmers, und schon stehen wir dem Dieda Turm gegenüber, dem todbringenden Gefängnis des Seligen ‚Arnaldo da Limena‘ (Harold von Limena), der es Mitte des 13. Jahrhunderts wagte, sich der Tyrannei von Ezzelino da Romano zu wiedersetzen. Wo sich einstmals die Eingangstür zu dem kleinen Wohngebiet befand, sehen wir eine kleine Treppe die hinaufführt: folgen wir also der Treppe durch das kleine Wohnviertel an der Via Bembo bis zu der restaurierten mittelalterlichen Stadtmauer, dann kehren wir um und gehen bis zu der Straße des Ortes, die uns zu der englischen Villa Freya (4) führt, dem asolanischen Wohnsitz der englischen Entdeckerin und Schriftstellerin Freya Stark; im üppigen Garten der Villa, kann man zu den Öffnungszeiten oder nach Vereinbarung die Überreste des römischen Theaters von Asolo (I. Jahrhundert n.Chr.) bewundern. Nachdem wir an dem Gittertor der Villa Freya vorbeigegangen sind, gehen wir ein kurzes Stück das Gefälle links hinunter, das uns zu dem Castelfranco Tor führt, dem neuesten Zugangstor zu der mit einer Mauer umgebenen Stadt; das Tor wurde Ende des 15. Jahrhunderts geöffnet, um auch von Süden aus Zugang zur Stadt zu haben. In die Stadtmauer fügt sich das antike Haus La Mura (die Mauer) ein, in dem Ende des 19. Jahrhunderts der englische Dichter Robert Browning, mit einer Tasse Tee in der Hand, die Gedichtsammlung ‚Asolando‘ schrieb. Unmittelbar hinter der dem Haus La Mura befindet sich der Zen Brunnen (3) aus dem 16. Jahrhundert, der in der Tat den Beginn der Via Browning markiert, mit ihren erfrischenden und schattigen Arkaden, die den Gaststätten, Läden und Geschäften und deren unwiderstehlichen Gerüchen und Farben der kulinarischen und handwerklichen Tradition, Schutz bieten. Wenn wir mit der Nase nach oben durch die Arkaden gehen, stoßen wir auf feine Fragmente von antiken Fresken und, wenn die Witterung es erlaubt, auf unzählige, lebhafte und dicht bevölkerte Schwalbennester. Am Ende der Straße kehren wir zum Nabel der Altstadt Asolos zurück und hier stehen wir also wieder vor dem Brunnen ‚Fontana Maggiore‘, dem Ausgangs- und Endpunkt unserer Route.